Gegendarstellung zur Berichterstattung in der OZ Leer vom 03.01.2017 / Pressemitteilung

Pressemitteilung Nr. 1 vom 04.01.2017



In der Ausgabe der Ostfriesen Zeitung (OZ) vom 03.01.2017 wird unter der Überschrift „Holzexperte bemängelt Millionenbau – Fassade des neu errichteten Nationalparkhauses Norderney weist Risse auf“ der Eindruck vermittelt, die Stadt Norderney hätte im Zuge der Errichtung des Hauses ein ungeeignetes Fassadenmaterial verwendet und sich damit der Verschwendung von Steuer- und Fördergelder schuldig gemacht. Dieser Vorwurf wird auch auf die zukünftige Unterhaltung des Gebäudes bzw. der Fassade ausgeweitet. Die Berichterstattung stützt sich einzig auf die Einschätzung des „Holzexperten“, Herrn Johann Müller, der in dieser Sache wohl aus eigenem Antrieb aktiv wurde. Die Darstellung der OZ zog inzwischen weite Kreise über die lokale Presse bis hin zur Berichterstattung im Radio und in den sozialen Medien, so dass die Stadt Norderney sich gehalten sieht, dem Vorwurf zur Wahrung des Rufs des Hauses und der am Bau Beteiligten entgegenzutreten. Die Stadt nimmt daher zu o.g. Artikel der OZ wie folgt fachlich Stellung:

 

I.

Die Stadt hat innerhalb des intensiven Planungsprozesses gerade die Frage der Außenwirkung der Fassade im Kontext mit den Themenkomplexen Nachhaltigkeit, Dauerhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit untersucht. Im Diskurs mit dem planenden Architekten, dem Projektsteuerer und der ausführenden Firma wurde die Wahl des Holzmaterials und der Farbbeschichtung unter Berücksichtigung aller Aspekte sorgfältig beleuchtet und auf den Prüfstand gestellt.

 

Ziel war es, eine Fassade zu entwickeln, die sich vom Alltäglichen abhebt und dem ökologischen Anspruch des Hauses als Naturerlebniszentrum genügt. Aus den Themen „Watt“ und „Wind“ wurde vom Büro Prof. Moths Architekten, Hamburg, die Fassade als hinterlüftete Vorhangfassade mit aufgebrachten Lamellen bzw. beweglichen Windzeigern entwickelt. Das Trägermaterial ist eine sogenannte Holz-Dreischichtplatte, die mit einer Dickschichtlasur geschützt wird. Zur beabsichtigten Erhöhung des Farbkontrastes wurde die Fassadenplatte dunkel beschichtet. Es ist unstrittig, dass die Fassade ihren Zweck, positive Aufmerksamkeit zu erzeugen, rundum erfüllt.

In der Natur des gewählten Materials (gesperrtes Plattenmaterial aus 3 Lagen kreuzverleimtem Vollholz) liegt die nicht zu vermeidende Rissbildung der äußeren Decklage. Die wetterzugewandte Seite ist durch die direkte Bewitterung starken Feuchtewechseln ausgesetzt, die ein endloses Quellen und Schwinden mit sich bringen. Diese Bewegungen sind an der Mittellage abgesperrt, somit kommt es zwangsläufig in der äußeren Lage zu Rissbildungen, die jedoch minimal und – anders als bei Vollhölzern - aufgrund der Querverleimung stark begrenzt sind.

 

Diese Risse zeichnen sich im vorliegenden Falle, insbesondere wegen der dunklen Beschichtung, sichtbar ab. Diesem - rein optischen Eindruck - wurde nach der ersten Sommerperiode durch eine punktuelle Nachbearbeitung abgeholfen. Temporäre Durchfeuchtungen stellen prinzipiell für Hölzer kein Problem dar. Wichtig ist, dass Staunässe verhindert wird, weil dies die Grundlage für Fäulnis und Bauschäden ist. Dauerhafter Durchnässung wird durch den akribisch geplanten sogenannten konstruktiven Holzschutz vorgebeugt.

 

Das verwendete Material ist nachweislich per bauaufsichtlicher Zulassung für den Verwendungszweck als Fassadenwerkstoff uneingeschränkt geeignet. Weiterhin wurden im Vorfeld der Materialentscheidung verschiedene, vergleichbare - ebenfalls dunkel beschichtete - Referenzobjekte abgefragt. Erwartungsgemäß zeigen auch diese Objekte „Rissbildung“ – tatsächliche Schäden sind jedoch nicht bekannt. So sind auch an der Fassade des WattWelten - gut zwei Jahre nach der Montage im Winter 2014 – zwangsläufig Haarrisse in der Dreischichtplatte aufgetreten, die jedoch keinen Mangel darstellen.

 

Die Bewertung der Rissbildung als „Mangel“ oder potentielle Schadensursache durch Herrn Dr. Müller entbehrt daher jeder fachlichen Grundlage.

 

II.

Die Darstellung der OZ suggeriert, dass „Millionen“ in eine fehlerhafte Fassade investiert wurden. Richtig ist vielmehr, dass der Kostenanteil der betreffenden Fassadenplatte weniger als 1% der Gesamtbausumme ausmacht.

Ebenso wird im Zeitungsartikel ein Szenario aufgebaut, wonach zukünftig immense Folgekosten auf den Steuerzahler abgewälzt werden müssten. Im Vorfeld der Entscheidung für die Holzfassade wurden die Folgekosten für die turnusmäßige Lasur durch mehrere Preisabfragen überprüft. Im Ergebnis ist kalkuliert, dass für die Unterhaltung der Fassade jährlich weniger als 0,1% der Gesamtbaukosten aufgewendet werden müssen. Zur besseren Einordnung sei erklärt, dass in der Fachliteratur die Instandhaltungskosten für öffentliche Gebäude mit ca. 0,4 - 0,6 % des Wiederbeschaffungszeitwertes (Herstellungskosten zzgl. Preissteigerung) in den ersten 10 Jahren, danach mit ca. 1,0 – 1,5 % kalkuliert werden.

 

III.

Es stellt sich die Frage, inwieweit der von der OZ als „Sachverständiger“ ausgewiesene Herr Dr. Müller qualifiziert ist, um aus der bloßen Anschauung derartig schwerwiegende Vorwürfe erheben zu können. Herr Müller ist in keiner Weise in den Planungsprozess eingebunden gewesen. Demgemäß fehlen Herrn Müller schlichtweg alle nötigen Informationen, um die Entwicklung der Fassade nachzuvollziehen und deren Eignung beurteilen zu können.

Es ist bedauerlich, wenn durch den Zuruf eines Einzelnen und die unkritische Übernahme durch die Presse ein erfolgreiches Bauprojekt und die Arbeit aller am Bau Beteiligten in Misskredit gebracht wird.

 

IV.

Als Fazit ist im Kontext des Steuerverschwendungsvorwurfs festzustellen, dass die Holzfassaden des WattWelten ein Steuersparmodell sind. Es ist eine einprägsame, kostengünstige Fassade entwickelt worden, die höchsten gestalterischen Ansprüchen genügen kann.

Der konstruktive Holzschutz wurde bis ins Detail geplant und realisiert. Somit wurde dem wichtigsten Aspekt für langlebige Holzfassaden Genüge getan. Darüber hinaus ist die Verwendung von Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, in besonderem Maße nachhaltig und erfüllt damit ebenfalls den hohen ökologischen Anspruch, der einem Projekt im Zeichen des Naturschutzes grundsätzlich zu Eigen sein sollte.

 

Zur Vorgehensweise des Herrn Dr. Müller, die auf Norderney kein Einzelfall war, wird auf folgende Sachverhalte hingewiesen:

 

Die Einschätzung des Herrn Dr. Müller über die Standfestigkeit eines Holzturmes am Schluchsee wurde später von einem Gutachter widerlegt (http://www.badische-zeitung.de/schluchsee/von-pilz-befallene-hoelzer-ausgetauscht--48223022.html).

 

Ebenso wurde die von ihm bemängelte Durchbiegung eines Balkens am Hunsrückhaus als unbedenklich nachgewiesen (http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/nahe_artikel,-urlaubender-holzwirt-entdeckt-risse-im-hunsrueckhaus-biegen-sich-die-balken-_arid,1359939.html