Zukünftige Weiterentwicklung der Marienresidenz - eine Grundsatzbetrachtung

Pressemitteilung Nr. 20 der Stadt Nordereny vom 19.12.2019



Aktuell werden die erneuerten Pläne zur zukünftigen Weiterentwicklung der Marienresidenz kontrovers auf der Insel diskutiert. In Anbetracht des berechtigten öffentlichen Interesses an dieser Thematik und der bereits verschiedentlich veröffentlichen Statements sieht sich die Stadt Norderney spätestens jetzt veranlasst, die anstehenden Fragestellungen öffentlich zu beleuchten und damit zur Versachlichung beizutragen:

 

Nachdem bereits im Jahre 2018 das denkmalgeschützte Hauptgebäude (vormals Marienheim) in der Georgstraße u. a. für Wohnungen mit Betreuungsmöglichkeit sowie eine Tages­pflege eine neue Nutzung erfahren hatte, steht bislang die zweite Ausbauphase noch aus. Diese sieht gemäß des im Jahre 2016 geschlossenen Durchführungsvertrages zwischen der „NG Die Norderney Genossenschaft e.G.“ und der Stadt Norderney u. a. den Neubau eines Gebäudes mit einer maximalen Höhe von 15,00 Metern im Innenhof vor. Das Gebäude soll aus­schließlich Wohngruppen nach dem Konzept der sogenannten Hausgemeinschaft für Senioren und/oder Wohnungen für betreutes Wohnen sowie eine Tagespflege (heute im Hauptgebäude) im Erdgeschoss beinhalten. Dadurch würden 27 neue vollstationäre Pflegeplätze in der Georgstraße entstehen.

Die sich ergänzenden Pflegeangebote unter einem Dach sollten mit dem Ziel geschaffen werden, dass ein nahtloser Übergang von der betreuten Wohnform in den vollstationären Pflegebereich stattfinden könne.

 

Die Konzeption zur Schaffung weiterer Pflegeplätze in der Marienresidenz hatte seinerzeit aller­dings noch nicht das neue Seniorenzentrum „To Huus“ berücksichtigt, dessen Planung sich erst im zweiten Halbjahr 2016 entwickelt hatte. Grundsätzlich sollte vielmehr ein Pendant zur damals noch äußerst desolaten und nicht zukunftsfähigen Situation des Altenheimes in der Mühlenstraße geschaffen werden.

 

Vor ca. eineinhalb Jahren stellten Vertreter der Caritas sowie der Norderney-Genossenschaft dem Bürgermeister nebst Vertreter die aktuellen Überlegungen für eine Gesundheitseinrichtung für pflegende Angehörige vor. Zum Hintergrund der angedachten Neuausrichtung wurde ausge­führt, dass die positive Entwicklung des Seniorenzentrums in der Mühlenstraße nicht vorherseh­bar gewesen sei und man nicht den Bedarf für zwei vollstationäre Pflegeeinrichtungen auf der Insel sehe. Im Bereich der Gesundheitsvorsorge gebe es für auswärtige pflegende Personen ge­meinsam mit den jeweiligen zu pflegenden oder zu betreuenden Angehörigen hingegen einen reellen Bedarf, den man auf Norderney in Kooperation mit der Caritas abdecken könne.

 

Seitens der Verwaltung wurden diese neuen Überlegungen zunächst offen und als grundsätzlich erwägenswert aufgenommen, um keiner etwaigen Fehlentwicklung Vorschub zu leisten und um die neuen Gedanken vor dem Hintergrund der geänderten Ausgangslage im Rat diskutieren zu können.

Sofern sie ihr Anliegen weiter verfolgen möchten und von der neuen Richtung überzeugt seien, wurde den Vertretern der Caritas sowie der Norderney-Genossenschaft anheimgestellt, ein ent­sprechend ausgearbeitetes Konzept beizeiten dem Rat vorzustellen, der für eine dann notwendi­ge Änderung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Nr. 50 „Marienheim“ zuständig wäre.

Eine eigenmotivierte „Veranlassung“ für etwaige geänderte Planungen oder Neuüberlegungen und deren Weiterentwicklung ist aus dem Rathaus ausdrücklich nicht gekommen.

 

Ende Juni dieses Jahres wurden dem Rat die neuen Pläne durch die Norderneyer Genossenschaft vorgestellt.

 

Eine abschließende politische Willensbildung zu der Fragestellung, ob an dem bestehendem Durchführungsvertrag - mit dem Ziel der Erhöhung der vollstationären Pflegeplätze auf Nor­derney - festgehalten werden soll oder ob den neuen Plänen gefolgt werden kann, steht noch aus.

Mit den im Sommer des nächsten Jahres in der Mühlenstraße entstehendem Pflegeplätzen im „To Huus“ würden dann auf der Insel insgesamt 76 Plätze zur Verfügung stehen.

Im Kern geht es um die elementare Fragestellung, wie hoch der Bedarf für stationäre Pflegeplät­ze in den nächsten Jahren auf Norderney sein wird. Derzeit lässt sich aufgrund der aktuell be­kannten Datenlage eine kurzfristige Nachfrage nach Heimpflegeplätzen in dieser Größenordnung nicht herleiten.

 

Allerdings gibt es hierüber keine empirischen Erhebungen für Norderney, so dass man sich bei dieser Frage im Bereich zwischen Schätzung und Hypothese bewegt. Es ist nicht auszuschließen, dass durch ein neues Angebot auch eine neue Nachfrage generiert wird, die eine weitere Einrich­tung rechtfertigen könnte.

 

Ein Angebotsüberhang und mithin zu viele unbesetzte Pflegeplätze könnte einerseits aufgrund der anspruchsvollen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beim Betrieb zweier Pflegeeinrich­tungen zu einer Unrentabilität sowohl in der Mühlenstraße als auch in der Marienresidenz füh­ren und damit eine notwendige wirtschaftliche Betriebsführung in den ersten Jahren akut ge­fährden.

In Anbetracht der demographischen Prognosen ist es aus heutiger Sicht andererseits als sehr wahrscheinlich anzusehen, dass sich die Nachfrage nach Heimpflegeplätzen in einigen Jahren erhöhen wird, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass es in der Mühlenstraße noch Ausbaupo­tenzial gibt.

 

Bei der Entscheidungsfindung ist außerdem zu beachten, dass der Rat der Stadt Norderney den Weg für eine massive Neubebauung des Grundstückes mit einem 15 Meter hohem Gebäude hinter der Marienresidenz ausschließlich für „Norderneyer Bedarfe der Altersfür- und vorsorge“ frei gemacht hatte, um der älter werdenden einheimischen Bevölkerung eine Perspektive zu bie­ten. Ob im Falle einer anderen inhaltlichen Nutzung für Auswärtige die gleichen baulichen Mög­lichkeiten eingeräumt worden wären, ist nicht gewiss und muss vor dem Hintergrund einer zu­kunftsfähigen und einer für Norderney förderlichen und notwendigen Entwicklung diskutiert werden.

 

Die jetzt eröffnete Debatte über versorgungsrelevante Erfordernisse, inhaltlich sinnvolle Be­triebserweiterungen und wirtschaftliche Notwendigkeiten muss genutzt werden, sich den Fragen einer notwendigen und auch realisierbaren altersgerechten Infrastruktur für Norderney zu stel­len und das Thema nicht übers Knie zu brechen.