24.11.2022

Eine patriarchale Gesellschaft ist der Nährboden für Gewalt gegen Frauen.

Aktionstag gegen Gewalt an Frauen



Gewalt gegen Frauen ist vielfältig: Sie beginnt in den Köpfen, äußert sich in der Sprache und entlädt sich in Taten. Diese sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Frauen werden geschlagen, genötigt, begrapscht, missbraucht und gefügig gemacht. Die Europäische Union definiert Gewalt gegen Frauen in der 2011 verabschiedeten "Istanbul Konvention" als eine Menschenrechtsverletzung und eine Form der Diskriminierung der Frau. Sie bezeichnet alle Handlungen als geschlechtsspezifische Gewalt, die zu körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftlichen Schäden oder Leiden bei Frauen führen oder führen können, einschließlich der Androhung solcher Handlungen, der Nötigung oder der willkürlichen Freiheitsentziehung, sei es im öffentlichen oder privaten Leben.

Traditionelle Rollenbilder, in denen Frauen sich den Vorstellungen der Männerwelt anpassen sollen, tragen dazu bei, dass Frauen tagtäglich Gewalt erleben. Das beginnt bei sexistischer Werbung, Beleidigungen sowie Äußerungen darüber, wie Frauen sich zu kleiden und zu verhalten haben. Auch digitale Gewalt ist ein Thema, das immer stärker zunimmt: Frauen sind extrem von Diffamierungen und Hatespeech betroffen und werden dadurch massiv in ihrer Sicherheit und Lebensqualität eingeschränkt.

In einer gleichberechtigten Gesellschaft entscheiden Frauen frei, was sie anziehen, mit wem sie reden, wie sie ihr Leben führen. Doch viele Frauen werden täglich eingeschüchtert und bedroht, oft zuhause und von ihren (Ex-) Partner. Diese wollen über das Leben der Frau bestimmen und sie klein halten. Es ist an der Zeit, dass wir alle in der Gesellschaft nicht länger wegschauen, sondern uns einmischen, deutliche Grenzen setzen und Frauen in ihrer Autonomie stärken.

 

Überall in der Welt stehen Frauen gegen Krieg und Gewalt auf. Die großen Protestaktionen der letzten Jahre wurden maßgeblich von Frauen geführt. Ob in Belarus gegen Machthaber, die ihre illegitim erhaltene Macht nicht abgeben wollen, in Russland, um ihre Männer und Kinder nicht in einen sinnlosen Krieg zu schicken oder im Iran gegen ein Regime, das ihnen ihre Freiheit und ihr Leben nimmt. Vergewaltigung und sexuelle Gewalt wird oft von den Konfliktparteien bewusst als Instrument der Kriegstaktik eingesetzt, um den Gegner zu demoralisieren und die Bevölkerung einzuschüchtern. Das Leid für die Frauen und Mädchen ist unendlich groß.

 

Auch hier in Deutschland stehen Frauen auf. Jedes Jahr machen sie am 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ auf dieses Thema aufmerksam. Im Landkreis Aurich ist der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen, bestehend aus Akteurinnen des Frauenhauses, der Frauenberatungsstelle und der BISS, des Weißen Ringes, der Opferhilfe, der AWO-Beratungsstelle, der Polizei und den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten aktiv in diesem Bereich.

Der kurdische Frauenrat Zelal betont ebenfalls, dass sie jegliche Form der Gewalt an Frauen ablehnen, egal ob es sich um physische, psychische, sexualisierte oder strukturelle Gewalt handele. „In welcher Gesellschaft leben wir, wo Menschen keine anderen Lösungen für ihre Konflikte finden, wo Gewalt nicht generell angegangen wird und abgelehnt wird. Wo Opfer vielfältig keine Unterstützung und keinen Schutz bekommen, und wo Gewalt auch durch ungerechte Gesetze und unfaire Umsetzung besteht.“ ,fragt Sultana Alim vom Kurdischen Frauenverein.

 

Statistisch betrachtet versucht täglich ein Mann in Deutschland seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Jeden dritten Tag gelingt ihm das. Jede vierte Frau in Deutschland wurde bereits Opfer häuslicher Gewalt. Und das nicht nur irgendwo, sondern auch bei uns, direkt vor Ort. Wie wir erst in diesem September schmerzlich erleben mussten, als eine junge Frau in Aurich ermordet wurde.

 

Es ist wichtig, dass diese Fakten immer wieder ins öffentliche Bewusstsein drängen. Alle Menschen müssen wissen, dass es häusliche Gewalt gibt und wo es Hilfe gibt.