Mobilitäts- und Verkehrskonzept

Mobilitäts- und Verkehrskonzept für den Stadtbereich Norderney

Verträgliches Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden – Nachhaltig & Zusammen.

Das Aachener Büro für Stadt- und Verkehrsplanung (BSV) hat Anfang 2025 nach zweieinhalbjähriger Projektlaufzeit ein Mobilitäts- und Verkehrskonzept für den Stadtbereich der Insel Norderney vorgelegt. Nach gründlicher Analyse bestehender Konfliktpotenziale und unter Berücksichtigung der Interessen der Inselbewohnerinnen und Inselbewohner, Vertreterinnen und Vertretern aus Tourismus, Wirtschaft, Handel, Politik und weiteren relevanten Bereichen wurden zentrale Ziele und Handlungsfelder definiert sowie konkrete Maßnahmenvorschläge ausgearbeitet, die nun nach und nach umgesetzt werden sollen und neue Anreize für die Verkehrsführung und den Umgang mit dem Tourismusverkehr bringen sollen.

Die Stadt Norderney hat mit dem Projekt eine vorausschauende Grundlage zur Verbesserung der verkehrlichen Situation für alle Insulanerinnen und Insulaner sowie auch für die Inselgäste geschaffen. Ein „konfliktärmeres Miteinander“ von zu Fuß gehenden Personen, Radfahrenden sowie Autofahrenden soll dank der verträglichen und nachhaltigen Ansätze des Mobilitäts- und Verkehrskonzepts die Zukunft des Inselverkehrs sein. 

Handlungsfelder und Maßnahmen basieren auf intensiver Analyse und Beteiligung

Die Herangehensweise an die komplexe Aufgabenstellung gliederte sich in zwei Projektphasen.

 

Erste Projektphase: Analyse bestehende Situationen

In der ersten Phase wurde eine umfangreiche Analyse der Bestandssituation vorgenommen.

Folgende Problematiken zeigten sich überdeutlich:

  • unverträgliches Kraftfahrzeugverkehrsaufkommen
  • gemeinsam genutzter Straßenraum durch „Konfliktparteien“ (Kraftfahrzeug-, Rad- und Fußverkehr, in vielen Bereichen auch ausgeprägte Konflikte nur zwischen Rad- und Fußverkehr)
  • unausgewogene und nicht genügend geregelte Unterbringung des ruhenden Kfz- und Radverkehrs
  • fehlende bzw. unzureichende Radverkehrsinfrastruktur
  • kein geschützter Raum für zu Fuß gehende Personen
  • kein optimales Angebot im öffentlichen Personennahverkehr
  • keine „selbsterklärende“ visuelle Gestaltung der Straßen- und Verkehrsräume
  • fehlende, ressourcenschonende Überwachungsmöglichkeiten des Fahrverbots

 

Um das Verkehrsgeschehen in der Stadt Norderney und die Problemstellen konkret bewerten zu können, wurden zu drei verschiedenen Saisonzeiträumen – Hauptferienzeit (Sommer) und Nebensaison (Herbst und Spätherbst) – umfangreiche Erhebungen durchgeführt. Neben Zählungen der fahrenden und parkenden Autos wurden immer wieder auch teilnehmende Beobachtungen zu Fuß, mit dem Fahrrad und als Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs (Bahn, Bus, Taxi) gewonnen.

In der Analysephase wurden die Insulanerinnen und Insulaner zudem aktiv eingeladen, sich zu beteiligen und eigene Schwerpunkte einzubringen. In einer Online-Beteiligung konnten sie sich zu den verschiedenen Verkehrsarten auf der Insel äußern und ihre Erfahrungen im Fuß- und Radverkehr, mit Bus und Taxi als auch als mit dem Auto und der Fähre mitteilen. Mittels einer interaktiven Online-Karte war es möglich, konkrete Mitteilungen zu bestimmten (Problem-)Bereichen örtlich zu verankern. In Öffentlichkeitsworkshops waren interessierte Insulanerinnen und Insulaner eingeladen, mit dem ausführenden Planungsbüro BSV in den Dialog zu treten und sowohl Anregungen als auch Sorgen einzubringen.

Ergänzend gab es themenspezifische Gespräche mit ausgewählten Akteurinnen und Akteuren aus Tourismus, Wirtschaft, Verkehr, Handel und anderen relevanten Bereichen. Zudem wurde die Politik begleitend über die gesamte Bearbeitungszeit eingebunden.

Bereits der erste Eindruck bestätigte, dass die Mobilitäts- und Verkehrssituation auf der Insel Norderney und insbesondere im Stadtbereich von Norderney sehr komplex ist. Sie ist nicht mit üblichen Problematiken von Städten ähnlicher Größe vergleichbar – und es zeigte sich sehr schnell: es bedurfte einer „Norderney-spezifischen“ Lösung.

 

Zweite Projektphase: Ausarbeitung von Leitbild, Zielen und Handlungsfeldern

Die Aufstellung eines zukunftsweisenden Leitbilds definiert den Start der zweiten Projektphase, die sich auf die Ausarbeitung von Handlungsschritten und konkrete Maßnahmen fokussierte.

Unter der Überschrift „Verträgliches Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden – Verträglich. Nachhaltig. Zusammen.“ soll ein Handlungsrahmen für die nächsten Jahre aufgezeigt werden, um eine nachhaltige und funktionierende Mobilität und Mobilitätsentwicklung bereitstellen zu können.

Ergänzend zu dieser Richtungs- und Handlungsweisung wurde als zentrales Fazit festgehalten, dass das Gästeaufkommen und die Verkehre am Limit des Erträglichen sind. Eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf der gesamten Insel sowie eine verständliche und einfach Verkehrsinfrastruktur für alle Verkehrsteilnehmenden sind Ziele mit oberster Priorität.

Konkrete Maßnahmen sollen in den kommenden Jahren den Verkehr verbessern und das Miteinander für alle auf der Insel Norderney angenehmer machen. Hierzu hat das Planungsbüro die Möglichkeiten einer angepassten Verkehrsführung für ausgewählte Verkehrsbereiche – sogenannte Lupenräume – detailliert analysiert (beispielsweise für den Bereich Bülowallee, die Hafenstraße sowie an der Grundschule).

Was sich verändern soll

Handlungskonzept ist thematisch breit aufgestellt

Die Maßnahmenvorschläge des Aachener Planungsbüros sind teilweise kurzfristig umsetzbar, einige benötigen eine gesonderte Planung und sind als langfristige Aufgaben zu sehen. Konkret werden folgende Handlungsfelder und Maßnahmen vorgeschlagen:

Kfz-Verkehr reduzieren und steuern

  • Anreise ohne Auto attraktiver gestalten, Anreise mit dem eigenen Auto auf die Insel möglichst vermeiden
  • Einbahnstraßenregelungen und gezielte Verkehrsführung zur Entlastung der Innenstadt
  • Ausweitung der Fahrverbotszone (zeitlich & räumlich), klare Zoneneinteilung, weniger Ausnahmen, bessere Kontrollmöglichkeiten
  • Tempo 30 im Stadtgebiet beibehalten
  • Parkraum begrenzen, insbesondere in den Straßenräumen, verpflichtende Stellplatzbuchung für Gäste, angepasste Preisstruktur

Rad- und Fußverkehr fördern

  • Fahrradmitnahme auf der Fähre verbessern, Fahrradstraßen einrichten, mehr Abstellmöglichkeiten am Innenstadtrand
  • Fußwege barrierefrei gestalten, Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmenden vermeiden, Fußgängerzonen ausweiten und Fahrradverkehr in Bereichen des Fußverkehrs unterbinden


Öffentlichen Personennahverkehr (Bahn, Bus, Taxi) und alternative Mobilität stärken

  • Linienverläufe optimieren, Haltestellen komfortabel und barrierefrei gestalten
  • On-Demand-Angebote fördern, pendlergerechten Busverkehr ausbauen
  • Gepäck-Shuttle zwischen Hafen und Innenstadtbereich bzw. Ferienquartieren und Schlüsselübergabe am Hafen zur Reduzierung unnötiger Wege

Infrastruktur anpassen

  • Zufahrten zu Fahrverbotszonen und Knotenpunkte umgestalten
  • Rad- und Fußverkehrsnetze gezielt ausbauen


Künftig soll der Autoverkehr im Stadtbereich spürbar reduziert und besser gesteuert werden.

Die Anreise ohne eigenes Auto soll deutlich attraktiver werden – zum Beispiel durch einen Gepäckshuttle oder die Möglichkeit, Schlüssel direkt am Hafen zu erhalten, um unnötige Wege zu vermeiden. Zugleich soll die Mitnahme des eigenen Fahrrads attraktiver werden.

Der Autoverkehr soll im Innenstadtbereich durch Einbahnstraßen gelenkt werden. Dadurch sollen sich auch die Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmenden reduzieren. Für das gesamte Stadtgebiet bleibt Tempo 30 die verbindliche Höchstgeschwindigkeit. 

Bestehende Fahrverbote sollen zeitlich und räumlich ausgeweitet werden. Neben einer Überprüfung der Gründe für Ausnahmegenehmigungen, soll das Fahrverbot konsequenter und dauerhaft kontrolliert werden, unter anderem durch automatische Überwachung der Zufahrt.

Das Parken wird beschränkt, indem Parkverbotszonen und verkehrsberuhigte Bereiche eingerichtet werden. Zudem soll es eine Anpassung der Preisstruktur für das Parken geben. Bei Anreise mit dem Auto wird die Buchung eines Kfz-Stellplatzes zur Pflicht für Besucherinnen und Besucher.


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Gleichzeitig soll der öffentliche Raum stärker für zu Fuß gehende und Rad fahrende Personen geöffnet werden. Fahrradstraßen, sichere Abstellanlagen und barrierefreie Wege sollen den Wechsel auf umweltfreundliche Verkehrsmittel erleichtern. Auch das Angebot im öffentlichen Nahverkehr soll weiterentwickelt werden – mit bedarfsorientierten Angeboten und besser erreichbaren Haltestellen.


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Diese Maßnahmen lassen sich nicht überall gleichermaßen umsetzen. Vielmehr wurden sogenannte „Lupenräume“ definiert – also besonders relevante Bereiche, in denen die Umsetzbarkeit konkret dargestellt wurde. Dazu gehören unter anderem die Bülowallee, die Hafenstraße und der Bereich rund um die Grundschule. Zudem ist ein Hauptfokus der Innenstadtbereich von Norderney. Hier sollen die Maßnahmen modellhaft greifen, um Erfahrungen zu sammeln.

Wie sehen die Veränderungen konkret für die Hafenstraße aus?

Der Knotenpunkt Hafenstraße/Feldhausenstraße soll aufgrund seiner Komplexität umgestaltet werden, da die vorhandene Beschilderung an dieser Stelle nicht unmittelbar wahrgenommen wird. Bei der Umgestaltung des Knotenpunkts sind die Belange aller Verkehrsarten zu berücksichtigen, jedoch insbesondere die Sicherheit der zu Fuß gehenden Personen und der Radfahrenden. Durch die dargestellte Umgestaltung soll sich die Erkennbarkeit der Wegeführung für alle Verkehrsteilnehmenden verbessern und damit das Konfliktpotenzial reduziert werden.


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Wie sehen die Veränderungen konkret für das Umfeld der Grundschule aus?

Im Bereich vor der Grundschule an der Jann-Berghaus-Straße treffen eine Vielzahl an unterschiedlichen Anforderungen an den Straßenraum und Wegeverbindungen aufgrund der bestehenden Nutzungsansprüche aller Verkehrsarten aufeinander.

Im Bereich der Grundschule sollen zukünftig die Aspekte der Verkehrsberuhigung und vor allem des rücksichtsvollen Miteinanders im Straßenraum im Vordergrund stehen. Die Planungsidee sieht daher die Entstehung eines gemeinsam genutzten öffentlichen Raums ohne konkrete Untergliederung in Seitenraum und Fahrbahn (Stichwort: Shared Space) vor. Grundlage hierfür ist die Ausweisung eines verkehrsberuhigten Bereichs (umgangssprachlich „Spielstraße“) und die Auflösung des heute vorhandenen Trennungsprinzips (u. a. Entfernung der Borde mit niveaugleichem Ausbau). Damit Zudem sind die zu Fuß gehenden Personen nicht an den vorhandenen Fußgängerüberweg (umgangssprachlich „Zebrastreifen“) gebunden, sondern können im gesamten Bereich die Fahrbahn flexibel und bedarfsgerecht Queren. 


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