Handlungsfelder und Maßnahmen basieren auf intensiver Analyse und Beteiligung
Die Herangehensweise an die komplexe Aufgabenstellung gliederte sich in zwei Projektphasen.
Erste Projektphase: Analyse bestehende Situationen
In der ersten Phase wurde eine umfangreiche Analyse der Bestandssituation vorgenommen.
Folgende Problematiken zeigten sich überdeutlich:
- unverträgliches Kraftfahrzeugverkehrsaufkommen
- gemeinsam genutzter Straßenraum durch „Konfliktparteien“ (Kraftfahrzeug-, Rad- und Fußverkehr, in vielen Bereichen auch ausgeprägte Konflikte nur zwischen Rad- und Fußverkehr)
- unausgewogene und nicht genügend geregelte Unterbringung des ruhenden Kfz- und Radverkehrs
- fehlende bzw. unzureichende Radverkehrsinfrastruktur
- kein geschützter Raum für zu Fuß gehende Personen
- kein optimales Angebot im öffentlichen Personennahverkehr
- keine „selbsterklärende“ visuelle Gestaltung der Straßen- und Verkehrsräume
- fehlende, ressourcenschonende Überwachungsmöglichkeiten des Fahrverbots
Um das Verkehrsgeschehen in der Stadt Norderney und die Problemstellen konkret bewerten zu können, wurden zu drei verschiedenen Saisonzeiträumen – Hauptferienzeit (Sommer) und Nebensaison (Herbst und Spätherbst) – umfangreiche Erhebungen durchgeführt. Neben Zählungen der fahrenden und parkenden Autos wurden immer wieder auch teilnehmende Beobachtungen zu Fuß, mit dem Fahrrad und als Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs (Bahn, Bus, Taxi) gewonnen.
In der Analysephase wurden die Insulanerinnen und Insulaner zudem aktiv eingeladen, sich zu beteiligen und eigene Schwerpunkte einzubringen. In einer Online-Beteiligung konnten sie sich zu den verschiedenen Verkehrsarten auf der Insel äußern und ihre Erfahrungen im Fuß- und Radverkehr, mit Bus und Taxi als auch als mit dem Auto und der Fähre mitteilen. Mittels einer interaktiven Online-Karte war es möglich, konkrete Mitteilungen zu bestimmten (Problem-)Bereichen örtlich zu verankern. In Öffentlichkeitsworkshops waren interessierte Insulanerinnen und Insulaner eingeladen, mit dem ausführenden Planungsbüro BSV in den Dialog zu treten und sowohl Anregungen als auch Sorgen einzubringen.
Ergänzend gab es themenspezifische Gespräche mit ausgewählten Akteurinnen und Akteuren aus Tourismus, Wirtschaft, Verkehr, Handel und anderen relevanten Bereichen. Zudem wurde die Politik begleitend über die gesamte Bearbeitungszeit eingebunden.
Bereits der erste Eindruck bestätigte, dass die Mobilitäts- und Verkehrssituation auf der Insel Norderney und insbesondere im Stadtbereich von Norderney sehr komplex ist. Sie ist nicht mit üblichen Problematiken von Städten ähnlicher Größe vergleichbar – und es zeigte sich sehr schnell: es bedurfte einer „Norderney-spezifischen“ Lösung.
Zweite Projektphase: Ausarbeitung von Leitbild, Zielen und Handlungsfeldern
Die Aufstellung eines zukunftsweisenden Leitbilds definiert den Start der zweiten Projektphase, die sich auf die Ausarbeitung von Handlungsschritten und konkrete Maßnahmen fokussierte.
Unter der Überschrift „Verträgliches Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden – Verträglich. Nachhaltig. Zusammen.“ soll ein Handlungsrahmen für die nächsten Jahre aufgezeigt werden, um eine nachhaltige und funktionierende Mobilität und Mobilitätsentwicklung bereitstellen zu können.
Ergänzend zu dieser Richtungs- und Handlungsweisung wurde als zentrales Fazit festgehalten, dass das Gästeaufkommen und die Verkehre am Limit des Erträglichen sind. Eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf der gesamten Insel sowie eine verständliche und einfach Verkehrsinfrastruktur für alle Verkehrsteilnehmenden sind Ziele mit oberster Priorität.
Konkrete Maßnahmen sollen in den kommenden Jahren den Verkehr verbessern und das Miteinander für alle auf der Insel Norderney angenehmer machen. Hierzu hat das Planungsbüro die Möglichkeiten einer angepassten Verkehrsführung für ausgewählte Verkehrsbereiche – sogenannte Lupenräume – detailliert analysiert (beispielsweise für den Bereich Bülowallee, die Hafenstraße sowie an der Grundschule).